Auch vor den Städten, in diesem Fall Montreal, macht der Indian Summer nicht halt. | Quelle: © Anna Kucsma

Woher kommt der Begriff „Indian“ Summer?

Der Indian Summer weckt in den Köpfen derer, die ihn kennen, farbenfrohe Bilder: Wir denken an sonnengelbe, orangene, blutrote Blätter, die sich über endlos wirkende Laubwälder ausbreiten. Auch wenn uns bei solchen Vorstellungen die Werbung ein wenig unter die Arme greift, ist die Realität selbst durchaus konkurrenzfähig. Der Begriff „Indian Summer“, der es sogar bis in den Duden geschafft hat, bezeichnet eine Warmwetterperiode im späten Herbst, der jährlich in Teilen der USA und Kanada auftritt. Neben den besonders in Neuengland beeindruckenden bunten Wäldern bietet diese Wetterphase für eine Rundreise endlose blaue Himmel und die letzten schönen Tage vor den langen, kalten Wintern. Die Wortherkunft von Indian Summer ist bis heute ungeklärt, auch wenn viel darüber spekuliert wird. Möglich ist, dass die Bezeichnung von der Hauptjagdsaison der nordamerikanischen Indianer abgeleitet wurde – oder aber von der günstigen Witterung, die Indianern Überfälle auf Siedler ermöglichten.
So oder so steht der Begriff Indian Summer heute in der Debatte um political correctness in der Kritik.

Die Legende von der Jagd auf den großen Bären

Zwei Mitglieder vom Volk der Irokesen.

Das Volk der Irokesen, die ihre Wurzeln in den USA und in Kanada haben, erzählt sich anlässlich des Indian Summers eine besonders schöne Geschichte: die der Jagd auf den großen Bären. Jedes Jahr im Herbst verfolgen zwei Jäger und ihr Hund einen großen Bären. Da der Bär aber magische Kräfte besitzt, flieht er bis in den Himmel. Selbst dort verfolgen ihn die beiden tapferen Jäger noch mit ihrem Hund, die ihn verletzten und schlussendlich erlegen. Das Blut des Bären tropft vom Himmel herab auf die Ahornbäume und färbt deren Blätter rot.
Am Himmel erkennen wir heute noch die Sternbilder dieser Jagd: der große Bär, besser bekannt als großer Wagen, dicht dahinter die beiden Jäger und der Hund, die durch die drei Deichselsterne dargestellt werden.

Eine Reise zum Indian Summer bietet Vieles für Viele

Ausgelöst wird die wundersame Wetterlage im Indian Summer durch ein riesiges Hochdruckgebiet entlang der amerikanischen Ostküste. In den betroffenen Gebieten in Neuengland und Kanada bleibt sie für Tage oder gar Wochen stabil – eine kurze Atempause vor dem Winteranbruch.
Für eine Rundreise bieten diese Gebiete nicht nur auf Bildern eine ganze Menge. Von der Dampfeisenbahn, dem Schiff oder auf ausgedehnten Wanderungen lässt sich die Natur des Indian Summer in vollen Zügen genießen. Für Reisende bietet Neuengland neben Touristen-Info und Pauschal-Rundreisen sogar ein Info-Telefon, das über den Stand der Blattverfärbung informiert, die von Norden nach Süden fortschreitet. Wer sich in der Hochphase des Indian Summer (Oktober) auf die Reise begibt, muss aber mit überfüllten Hotels und Staus rechnen. Wer sich von den Bildern aus Kanada aber erst einmal packen lässt, wird sich davon ohnehin nicht abhalten lassen…

Text: mh