Die Wunderbeere hat keine edle Herkunft
Auf den ersten Blick wirkt die Wunderbeere eher unscheinbar. Rote kleine Früchte, die an langgezogene Kirschen erinnern. Auch ihr Familienname, die sogenannten Breiapfelgewächse, klingt nicht gerade nach einer edlen Herkunft. Doch dabei hat die Wunderbeere einiges in petto. Sie kann Ihnen wortwörtlich die Zunge im Mund herumdrehen und die Geschmacksnerven verrückt spielen lassen. Ihr lateinischer Name ist Synsepalum dulcificum – auch dem Laien kann hier eine Spielart des Wortes „dulce“ – süß – auffallen. Die Wunderbeere selbst hat aber keinen nennenswerten Geschmack. Woher also hat sie diesen Namen?
Wie die Wunderbeere ihr Wunder vollbringt
Die Grundlage für das Wunder der roten Wunderbeere ist ein Eiweiß namens Miraculin. Isst man die Wunderbeere, legt sich dieses Protein an unsere Rezeptoren, die dem Gehirn normalerweise den Geschmack „süß“ mitteilen. Zunächst schmeckt man nichts, erst wenn eine saure Speise oder ein saures Getränk hinzu kommt, verändert die Säure das Eiweiß, so dass es dem Gehirn „süße Signale“ sendet. Kurz gesagt heißt das:
Wir schmecken saure Speisen plötzlich süß!
Ursprünglich kommt die Wunderbeere aus Westfrika, wo sie seit langem verwendet wird, um den Geschmack saurer Speisen angenehmer zu machen. Zukünftig soll das Miraculin-Eiweiß der Wunderbeere als kalorienarmes Süßungsmittel das Süßen mit Zitronensaft möglich machen, bisher ist die Herstellung aber leider noch zu teuer.
Eine eigene Wunderbeere?
Die eigene Zucht der Wunderbeere ist aufwendig, weil sie aus tropischem Klima kommt und eine hohe Luftfeuchtigkeit verlangt. Ein grüner Daumen ist daher eine Grundvoraussetzung. Man erhält kleine Pflanzen der Wunderbeere auch im Versandhandel für Pflanzen, sie ist dort aber oft ausverkauft oder schlecht lieferbar. Bei der Anzucht aus Samen ist zu beachten, dass sie sauren Boden und hohe Luftfeuchtigkeit, am besten im Gewächshaus, benötigt. Außerdem ist die Pflege einer Wunderbeere eher etwas für Geduldige: Sie wächst sehr, sehr langsam und es dauert einige Jahre, bis sie Früchte trägt. Wem das zu lange dauert, der sollte sich lieber an einem Bambus versuchen.
Text: mh