Lebender Stein oder halbtote Pflanze – eine eigenartige Entdeckung

Als der Botaniker William John Burchell 1811 durch die karge Landschaft im südlichen Afrika stapfte, staunte er nicht schlecht: Der Stein, nach dem er eben gegriffen hatte, war eigentlich kein Stein, sondern ein pflanzenähnliches Etwas. Er war unterwegs in der Region Prieska in Südafrika, die benannt wurde nach dem „Ort der verlorenen Ziege“. Dort, wo später auch Tigerauge und sogar Asbest abgebaut werden sollte, wachsen auch heute noch diese anderen „Bodenschätze“: Die Lebenden Steine, unter Botanikern bekannt als Lithops. Heute haben sie es bis nach Deutschland geschafft, wo sie mit leiser Faszination gepflegt und bewundert werden. Die Tarnung der knollenartigen Geschöpfe wirkt zwar jetzt, fern ihrer steinigen Heimat nicht mehr gegen Fressfeinde, doch uns schmecken die Lebenden Steine ja sowieso nicht. Und, wir brauchen manchmal ihre Auffälligkeit, um sie beim Gießen nicht zu vergessen.

Viel Ruhe und Frieden: Gute Pflege für einen Stein

Die Lebenden Steine wachsen weniger gut auf Erde, sondern bevorzugt auf porösem und wasserdurchlässigen Substrat wie beispielsweise Kies aus Bimsstein. Feinkörniger Kies (etwa 3mm Durchmesser) ist dabei von Vorteil. Der Standort sollte wenn möglich das ganze Jahr über sonnig bleiben. Zimmertemperatur gefällt den Lithops gut, nur im Winter sollte man darauf achten, die Temperatur niedriger zu halten (etwa 8°C) und die Pflanze etwa in einen Wintergarten überzusiedeln. Sind die Pflanzen rund und prall, muss man sie beim Gießen nicht bedenken. Zeigen sich jedoch kleine Fältchen an den Seiten, darf man ihnen etwas Wasser verabreichen. Wie andere Sukkulenten fault der Pflanzenkörper bei übertriebenem Gießen schnell, daher ist Vorsicht angebracht. Von November bis Mai kann man die Lebenden Steine einfach in Frieden lassen: Weil in dieser Zeit die beiden äußeren Blätter verkümmern und als Flüssigkeitsspeicher für die beiden neuen Blätter dienen, muss überhaupt nicht gegossen werden. Niedrigkonzentriert düngen kann man höchstens alle sechs Wochen einmal von Juni bis Oktober.

Der Lithops als Faszination Leben

Selten zeigt sich bei Pflanzen so sehr wie bei Lebenden Steinen, in welchen seltsamen und wandelbaren Formen das Leben auftritt. Die Pflanzen wirken fremdartig und auf erfrischende Weise modern, passen aber zu beinahe jedem Einrichtungsstil. Wer richtig pflegt und sich gut um die kleinen Wunderlinge kümmert, erhält nach einigen Jahren auch die Belohnung dafür: eine wunderschöne, einzelne Blüte. Einen Lebenden Stein zuhause zu haben wird bis zu einem höheren Bekanntheitsgrad der Pflanzen sicher nicht altbacken wirken. Die leichte Pflege und das spezielle Aussehen sind gute Gründe, sich einen Lithops beim nächsten Floristen oder Gärtner mitzunehmen.
Außerdem lohnt sich die Anschaffung einer solchen Pflanze schon allein für das überraschte Gesicht der Freunde, die sie noch nicht kennen. Aber keine Angst – Lebende Steine lassen sich ganz einfach durch Teilen vermehren, wenn der Freund nur genügend sonnige Fenster hat.

Text: mh