Eine Hopfendolde in der Hallertau. | Quelle: © LuckyStarr

Der Hopfen kann mehr als nur Bierbrauen

Verwendung des Hopfen in Medizin und Co.

Der wissenschaftliche Name des „Echten Hopfens“ hat einen recht lustigen Klang: „humulus lupulus“, fast also, als hätte ihn jemand im fröhlichen Bierrausch vor sich hin gelallt. Natürlich ist das eine blödsinnige Idee, da es sich um gewöhnliches Latein handelt, auch wenn die Römer zur ein oder anderen „Cervisia“ auch nicht nein gesagt haben.

Auch heute noch würdigen wir den Hopfen – gerne im Festzelt oder von offizieller Seite aus, wie es zuletzt als „Arzneipflanze des Jahres 2007“ geschah, ein Titel, der vom Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg schon seit über 10 Jahren verliehen wird. Essbar ist der Alleskönner Hopfen noch dazu: Seine jungen Sprossen sind kurz in Salzwasser gekocht oder dampfgegart, bevor sie als würzige Delikatesse verzehrt werden. Auch die im Herbst ausgebildeten Samen sind essbar. Der Anbau von Hopfenranken ist trotz aller Nachfrage der Bierbrauer ein riskantes Unterfangen, es gibt kaum Güter, bei denen die Preisschwankungen noch stärker sind.

Hopfenranken, die Richtung Himmel wachsen

Richtiger Hopfenanbau

Sonnenaufgang hinter einem abgeernteten Hopfenfeld. | Quelle: © Eppasandas

Bei der Hopfentrennung geht es noch hübsch traditionell zu, zumindest beim Thema Geschlechtertrennung: Alle Hopfenfelder sind strikt weiblich. Andernfalls würde bei der Befruchtung durch männliche Exemplare weniger Bierwürze übrig bleiben und das Erntezeitfenster würde sich erheblich verkleinern – überreife Hopfendolden schmecken gräulich. Bereits seit dem achten Jahrhundert wird Hopfen in Deutschland nachgewiesen angebaut. Ins Bier kam er ursprünglich deshalb, weil seine Bitterstoffe die Haltbarkeit des Bieres verlängerten.

Ende März werden junge Triebe am unteren Ende einer Drahtanlage befestigt, die sich bis Ende August auf etwa sieben Meter Höhe hochranken. Dann ist Erntezeit, die Reben werden abgeschnitten und weggerissen bevor eine Pflückmaschine die Dolden abtrennt.Zum Abschluss werden die Dolden getrocknet, gepresst und als Pellets gekühlt, um sie optimal transportierfähig und haltbar zu machen.

Die deutsche Heimat des Hopfens

Hopfen aus der Hallertau

Die Deutschen lieben ihren Hopfen, er trägt sowohl zum Essen, Brauen und medizinischen Beruhigen bei und hat sogar noch eine ganz besondere Funktion: Er beschützt alte Bibliotheken vor dem Zerfall. Um die alten und wertvollen Bücher vor der Feuchtigkeit zu schützen, die die Seiten angreift, lagert man einfach zwischen den Bücherreihen einige Hopfendolden. Diese regulieren die Luftfeuchtigkeit und halten zudem wegen ihrer ätherischen Öle schädliche Insekten fern.

Kein Wunder also, dass Deutschland den Kulturhopfen als Kulturbeschützer ehrt. Mittlerweile gibt es in Deutschland eine Fläche von über 18.000 Hektar (vergleichsweise etwa 18.000 große Fußballfelder), von denen ein Großteil in der Hallertau in Bayern liegt. Somit betreibt Deutschland stolze 35 Prozent der Anbaufläche an Hopfen – das Land der Dichter und Denker will ja auch von irgendwas inspiriert werden.

Text: mh