Probleme mit der Nachbarschaft bei Pflanzen und Menschen
Ebenso wie für die eigene Familie gilt oft – man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen. Jedes Jahr landen tausende Klagen vor Gericht, die sich um Lärmbelästigung zu später Stunde oder einfach nur den Apfelbaum des Nachbarn drehen. Gut, dass wir es im eigenen Garten besser wissen: Das Prinzip der Mischkultur besteht darin, verschiedene Nutzpflanzen so zu kombinieren, dass beide Pflanzen und natürlich der Gärtner selbst am Ende davon profitieren.
Die Mischkultur hat eine lange Geschichte. Früh wurde bemerkt, dass die Erntemengen sinken, wenn man ständig nur die gleiche Monokultur auf dem selben Acker anbaut. Woran das liegt? Gleiche Pflanzen brauchen die gleichen Nährstoffe und „saugen“ den Boden über die Jahre hinweg sozusagen leer. Außerdem werden sie von Krankheiten schwerwiegender getroffen, weil sie die gleichen Empfindlichkeiten aufweisen. Neben einem Fruchtwechsel, das heißt, jedes Jahr eine andere Pflanze dort anzubauen, gibt es noch die zweite, buntere Möglichkeit: Die Mischkultur.
Welche Nutzpflanzen sind „gute Nachbarn“?
Wer also versteht sich gut im Pflanzenreich? Laut den Unterstützern der Mischkultur kann man sagen, dass eine Kombi aus Tief- und Flachwurzlern beiden Seiten zugute kommt, beziehen doch die einen ihre Nährstoffe aus den unteren Erdschichten und die anderen eher aus flacheren Gefilden. Andernfalls kann man Pflanzen zusammen setzen, für die ganz verschiedene Stoffe von Bedeutung sind, und die sich dadurch nicht in die Quere kommen. Doch es gibt noch ganz andere Profite der Mischkultur jenseits von friedlicher Koexistenz: Einige Gewürzpflanzen können sogar dem Nachbar etwas an Aroma abgeben, wie es zum Beispiel bei Frühkartoffeln und Koriander passiert. Ab und an produziert der Eine als Abfallstoff, was der Andere dringend benötigt. Auch kann es in Mischkulturen vorkommen, dass der Nachbar Schädlinge abwehrt, wie es beispielsweise beim Basilikum der Fall ist, der Tomatenpflanzen beschützt – wer diese beiden zueinander setzt, spart sich auch gleich beim italienisch Kochen Laufwege.
Warum nutzt nicht jeder die Vorteile der Mischkultur?
Warum also wird diese vorteilhafte Form der Landwirtschaft kommerziell eigentlich nur im biologischen Anbau angewendet? Um das zu erklären, müssen wir uns das Prinzip der Nahrungsmittelindustrie vor Augen halten: Mit möglichst wenig Aufwand und Kosten möglichst viel Ertrag produzieren. Na klasse. Für eine Ernte, die zu verschiedenen Zeiten stattfindet, bleibt da keine Zeit. Man will nur einmal ernten und zwar alles auf die gleiche Arbeitsweise, damit sich der Einsatz großer Maschinen auch lohnt. Hinzu kommt, das bei der Ernte von beispielsweise Möhren viel Dreck herunterfällt, der die Blätter von anderen Pflanzen (wie Salat) beschmutzen und beschädigen könnte. Auch ist die Wirkung von Mischkulturen zwar logisch, aber empirisch nicht besonders standfest belegt – der Mehrertrag kann die Kosten also nicht rechtfertigen. Und für Schädlinge gibt es sowieso genügend fragwürdige Mittelchen.
Für uns im heimischen Garten oder in der Bio-Gärtnerei jedoch ist die Mischkultur eine tolle Methode, um Ernteschäden gering zu halten oder Geschmack in unsere Kartoffeln zu bringen. Und ganz nebenbei zaubert man noch ein buntes, wildes Gartenparadies. Da lugt der eigene Nachbar schon ganz neidisch über den Zaun.
Text: mh