Der von Efeu in Beschlag genommene Eingangsbereich einer Burg in Malbork, Polen. | Quelle: © DerHexer

Nicht überall ist der Efeu gern gesehen

Mühelos rankt er sich an Bäumen, Häusern und Fenstern empor und nimmt uns auch mal komplett die Sicht. Der Efeu (auch Gewöhnlicher Efeu, Gemeiner Efeu oder österreichisch: Eppich) ist eine eigentlich giftige Kletterpflanze, die sich zur Arzneipflanze des Jahres 2010 gemausert hat. Efeu ist immergrün und bringt es auf ein beeindruckendes Alter von bis zu 450 Jahren. Mithilfe seiner Haftwurzeln rankt er sich Zentimeter um Zentimeter nach oben – wo er in Baumkronen im Kampf ums Licht sogar den Trägerbaum schädigen kann. Durch die europäische Kolonisation ging er auf Reisen in vielen Teilen der Welt. Als Ranke in Sträußen macht er sich zwar ausgezeichnet, gern gesehen ist er allerdings nicht überall, in Oregon ist beispielsweise die Einfuhr und der Handel mit Efeu gesetzlich verboten. Auch in Teilen Kanadas, Australien und Neuseeland wird er als Unkraut bekämpft.

Der Efeu als Heil- und Zimmerpflanze

Die charakteristische Blattform des Efeu. | Quelle: © Jina Lee

Bei richtiger Dosis kann man ihr Wirkung gegen Bronchialerkrankungen und Husten abgewinnen, in der Volksmedizin gelten Umschläge mit Efeu sogar als heilsam bei Nervenschmerzen. Grundsätzlich sind sämtliche Pflanzenteile des Efeu giftig, schmecken aber praktischerweise bitter, so dass Mensch und Tier sich den zweiten Bissen lieber nochmal überlegen. Die verschiedenen Heimatorte, die der Efeu erobert hat, zeigen die Anpassungsfähigkeit der Kletterpflanze. Sogar als Zimmerpflanze lässt er sich mit ein bisschen Pflege kultivieren. Durch Setzlinge leicht vermehrt passt er hervorragend in ein helles Bad. Dort macht er sich gut an einem hellen Standort mit wenig bis keiner direkten Sonneneinstrahlung. In der Wachstumsphase muss er regelmäßig gegossen werden, über den Winter regelmäßig gedüngt. Über die richtige Sorte geben Floristen und Gärtner gerne Auskunft.

Anhänger des Efeus sehen ihn als Lebenssymbol und sogar Orakel

Im Laufe seiner Leben hat der Efeu sich viele Freunde und Feinde geschaffen. Die Verehrer des Gottes Dionysos waren beispielsweise fest davon überzeugt, dass ein großes Vorkommen von Efeu auf die Anwesenheit ihres Gottes hindeutete. Auf Festen trugen sie deshalb (oder auch, weil es angenehm kühlte) Efeuzweige auf dem Kopf und schmückten ihre Trinkbecher damit. In den USA träumen viele Studenten von der „Ivy-League“ („Efeu-Liga“), eine Gruppe altehrwürdiger Universitäten entlang der Ostküste, die teilweise ritualisiert Efeu pflanzten und bereits lange eingerankt sind. Sogar als Orakel ist er dienlich: In der Andreasnacht ließen junge Mädchen zwei Efeublätter in einer Schalt schwimmen. Waren sie am Morgen darauf nahe beieinander, so stand eine baldige Hochzeit ins Haus. Bei den ersten Christen symbolisierte die immergrüne Pflanze trotz Giftigkeit das ewige Leben. Für sie und in der Kunst flüstern die Blätter des Efeus „Die Seele lebt, wenn es der Körper nicht mehr tut.“
Und alleine dafür darf man ihn ranken lassen.

Text: mh