Der Zufall schuf den Dinkel durch Mutationen

Wer sich gesund ernähren will, ist am besten nicht nur Dinkel, sondern gleich Dinkel-Vollkorn. „Am Weizen ist ja nichts gesundes dran“, hört man öfter. Der Dinkel allerdings, auch Spelz oder Schwabenkorn genannt, ist so eng mit dem Weizen verwandt, dass durch Kreuzung bereits zahlreiche Übergänge und Mischformen dort entstanden sind, wo beide Seite an Seite angebaut werden. Ob diese Mischgetreide dann genauso gesund sind, ist vermutlich auch unter Dinkel-Aposteln ungewiss. Bei vielen anderen Getreiden gibt es Wildformen, die ähnliche Eigenschaften wie das Getreide selbst tragen, aber nicht für den Anbau geeignet sind. Aus der Kreuzung von vorteilhaften Wildformen entsteht schließlich die domestizierte Getreideart. Weil beim Dinkel aber nun keine Wildformen entdeckt wurden, geht man davon aus, dass er nicht gezüchtet wurde, sondern durch kleine Mutationen entstand.

Die Pilger schleppten den Dinkel um die Welt

Dinkel mit und ohne Spelzen. | Quelle: © Ziko

Diese Mutationen liegen jetzt schon eine sehr lange Zeit zurück, denn die ältesten Hinweise auf den Anbau von Dinkel sind bereits über 7000 Jahre alt und kommen aus dem Ararat-Gebirge in der Türkei. Ab 1700 vor Christus war er dann auch in heutigen Schweizer Gebieten zu finden. Auch in Deutschland wurde der Dinkel in alten Zeiten hoch geschätzt, die Orte „Dinkelsbühl“ und „Dinkelscherben“ haben ihn nicht nur in den Namen, sondern auch in ihr Wappen aufgenommen.

Der Grund, warum der Dinkel heute weltweit verbreitet ist, ist der Fleiß der Pilger. Wegen der langen Haltbarkeit schleppten sie ihn sehr gerne mit auf ihren langen Reisen. In früheren Tagen wurde ein Teil der Dinkel-Ernte absichtlich zu früh eingefahren – gedarrt (getrocknet) wurde daraus der heute noch bekannte Grünkern. Auch wenn man damit nicht backen konnte, so konnte der Grünkern doch im Falle einer Missernte durch Suppen und Grünkernküchle helfen, über den harten Winter zu kommen.

Dinkel erlebt einen Wiederaufschwung

Nach einer Flaute im Dinkel-Anbaus über das 20. Jahrhundert hinweg erlebt Dinkel seit einigen Jahren nun eine Renaissance. Gegen den Dinkel sprachen in dieser Flaute die dicken Spelzen, die sein Korn umgeben. Heute wird der Dinkel wieder geschätzt, besonders von Anhängern der modernen Hildegard-Medizin, die sich auf Hildegard von Bingen begründet. Mit gewissen Einschränkungen kann Dinkel ähnlich wie Weizen weiterverarbeitet werden – entweder zu einem gewöhnlichen Brot oder aber auch mal zu Dinkel-Kaffee und Dinkel-Bier. Für Babynahrung bietet der Dinkel eine beliebte Alternative. Auch können einige Weizenallergiker durch Dinkel einen angenehmen Ersatz finden – für Glutenallergiker (Zöliakie) funktioniert dies aber leider nicht. Die gesundheitlichen Vorteile, die sich Viele vom Dinkel im Vergleich mit anderen Getreidesorten versprechen, werden zwar vermutet, sind aber bisher noch nicht bewiesen worden – leider.

Text: mh